Freitag, 18. November 2011

Alle Jahre wieder etwas Besonderes!

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, der Advent steht vor der Tür und in jeder Stadt und an anderen schönen Plätzen werden die Christkindls- und Weihnachtsmärkte aufgebaut. Oft ist das auch eine prima Gelegenheit, mit der Great Highland Bagpipe aufzutreten. Manchmal aber auch nicht, insbesondere dann, wenn das Wetter einem einen Strich durch die Rechnung macht: Der schottische Dudelsack reagiert etwas eigenwillig bei sehr tiefen Temperaturen.
Weihnachtsmarkt Weiden i.d. Oberpfalz 2009
Vor 2 Jahren spielte ich das erste Mal auf dem Weihnachtsmarkt in Weiden i.d. Oberpfalz. Die Temperatur lag um den Gefrierpunkt und das Instrument hielt drei 20-Minuten-Sets aus. Zugegeben: Die Drones verstimmten sich zwischendurch, ließen sich aber zügig wieder in Tune bringen. Vielleicht war das damals pures "Anfänger-Glück", denn ich hatte mich kältetechnisch nicht extra vorbereitet.

Auch nicht auf die Geburtstagsfeier, zu der ich als Überraschungsgast 2 Wochen später eingeladen war. Ich durfte einem sichtlich erfreuten Geburtstagskind zum 30. aufspielen - auf dem malerischen Schloss Guteneck bei Nabburg. Die Oberpfalz lag zu diesem Zeitpunkt unter einer dicken Schnee-Decke, die Temperaturen bei ca. 10 Grad unter null. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie bei solchen Temperaturen gespielt: es war auch nicht leicht, die Pipe schön in Tune zu bringen. Wer jetzt aber vermutet, die Finger hätten arg gefroren und das Spielvergnügen geschmälert, den muss ich enttäuschen. Die Fleece-Handschuhe ohne Fingerkuppen verhinderten das Ärgste. Wirklich störend aber war die "eingefrorene" Gesichtsmuskulatur: Ich hatte das Gefühl, das Chanter-Reed würde immer härter und härter!
Unbeschreiblich: Schloss Guteneck 2009

Natürlich macht es in so unglaublichem Ambiente trotzdem Spaß! Ich durfte mich danach etwas stärken und aufwärmen - und noch ein paar Sets im Wintergarten spielen. Im Gespräch mit dem Hausherrn, Burkhard Graf Beissel von Gymnich, entstand die Idee "irgendwas mit dem Dudelsack" auf dem Schloss zu veranstalten. Das Ergebnis: der Schottische Abend und die jährlichen Workshops für die Great Highland Bagpipe!

Dieses Jahr gibt es aber etwas ganz besonderes zu feiern: Schloss Guteneck befindet sich nun 50 Jahre im Besitz der Familie Beissel von Gymnich! Grund genug für uns Dudelsackspieler, dem Herren Grafen unsere Referenz zu erweisen und am 26.11. 2011 am Festumzug zur Eröffnung des Historischen Weihnachtsmarkts teilzunehmen. Dass wir danach auch auf dem Markt spielen werden, versteht sich von selbst!

Happy piping!
Roland

Samstag, 5. November 2011

Pipe mal anders!

Das Spektrum der schottischen Dudelsack-Musik ist sehr facettenreich! Für ausgewiesene Fans der Great Highland Bagpipe ist das natürlich nicht Neues, aber die breite Masse dürfte mit dem schottischen Dudelsack doch in erster Linie Amazing Grace bei Hochzeiten und zackige Märsche von marschierenden Bands assoziieren.

Eine etwas andere, sehr schöne Facette durfte ich letzte Woche erleben: Die kommunale Jugendarbeit Selb und der Kreisjugendring Wunsiedel hatten zu einer "Scottish Folk Night" in die Factoria in Selb geladen. Die Hauptdarsteller waren die "lebende Legende" Tannahill Weavers aus Schottland und die heimischen Jailbirds als Anheizer. Das ist ihnen auch voll gelungen - mit einem gelungenen Brückenschlag vom alten Europa über den Atlantik. Bei ihrem überzeugenden Mix aus schottischer, irischer und amerikanischer Folkmusik kam eine Smallpipe zum Einsatz, die aufgrund ihrer tieferen Stimmung natürlich sehr gut zum Bandspielen geeignet ist. Gerade im Zusammenspiel mit der Fiddle entstanden unglaubliche Harmonien!

Die Jailbirds aus Oberfranken und der Oberpfalz




Das Publikum wusste das zu schätzen und die Jailbirds wurden mit großem Applaus verabschiedet, als sie Platz für ein echtes schottisches Folk-Urgestein machten: die 1968 in Paisley gegründeten Tannahill Weavers. Da sie mit als erste Band den schottischen Dudelsack in der Folkmusik einsetzten, hatten sie natürlich auch eine Great Highland Bagpipe dabei - und mit Colin Melville einen echten Virtuosen auf diesem Instrument, der im Zusammenspiel mit seinen Kollegen für unglaubliche Harmonien sorgte - oder solo brillierte!

Collin Melville an den Great Highland Bagpipes


Insgesamt ein sehr gelungener Abend! Als die Tannahill Weavers sich nach 2 Stunden und einigen Zugaben verabschiedeten, hatten sie das Publikum durch Schottland geführt, mit stimmungsvollen Balladen verzaubert und schnellen Tänzen mitgerissen. Ich bin mir sicher, der eine oder andere dürfte etwas Fernweh bekommen haben ...

Happy Piping
Roland